Carro

Schweden 2015/16 | Schulprogramm
Hauptamtliche*r Mitarbeiter*in von AFS seit 2022

Ich bin Carro, Pronomen dey/deren – they/them, 24 Jahre und jetzt gerade frisch in Hamburg angekommen, da ich seit Ende 2022 bei AFS im Hauptamt tätig bin.

Zum Austauschgeschehen habe ich 2015 über YFU und durch meinen Schüler*innenaustausch nach Schweden gefunden. Schon damals wusste ich, dass ich queer bin, weshalb auch meine Länderwahl auf ein bekanntlich queerfreundlichen Land gefallen ist. Mein erwachsener Gastbruder war selbst auch schwul und mit einem Deutschen verheiratet, was zu einigen witzigen Situationen geführt hat, wie zum Beispiel ein Gespräch mit meiner 11-jährigen Gastschwester darüber, dass ich mich freue, dass mein Gastbruder zu Midsommar wieder zu uns auf den Hof kommt. Darauf war ihre Reaktion: „But, you know that he is gay. Please don’t fall in love with him.“ Es war so normal wie, dass wir morgens die Hasen füttern mussten, bevor wir in die Schule gegangen sind, und hat sehr dazu beigetragen, dass ich mich sicher und wohl gefühlt habe. Außerdem gab es in Schweden schon eine Gruppe innerhalb von YFU namens YFA – Youth for Acceptance, die sich für queere Themen innerhalb der Orga in Schweden engagiert haben. Zurück in Deutschland musste ich erfahren, dass es das hier noch gar nicht gab, weshalb es zu meiner eigenen Mission wurde. Im Verlauf dessen bin ich dann über den AJA, das Netzwerk der gemeinnützigen Austauschorganisationen in Deutschland, zu QueerTausch gekommen, was mein erster Anschluss zu AFS war.

Jetzt, am Ende meines Studiums von Bildungswissenschaft und Soziologie, wollte ich gerne nicht mehr „nur“ ehrenamtlich im Austauschbereich arbeiten, was meinen Weg ins Hauptamt bei AFS geebnet hat. Für mich war klar, dass ich nach einer sehr negativen Erfahrung in meinem vorherigen Job nur noch in Unternehmen arbeiten möchte, die Vielfalt in der Geschlechtsidentität und Sexualität akzeptieren und unterstützen. Durch meinen vorherigen Kontakt mit QueerTausch hatte ich somit ein sehr gutes Gefühl dabei, mich bei AFS zu bewerben und bisher hat es sich auch bestätigt.

Mir war von vorne rein klar, dass ich meine Pronomen in meiner Signatur haben möchte, damit Missverständnisse etc. vermieden werden können. Nach nur ein paar Monaten habe ich mich wohl und sicher genug gefühlt, um anzusprechen, ob wir das in der ganzen Organisation einführen können und nun sind wir schon im Gespräch, wie genau das umgesetzt werden kann. Es zeigt mir einmal mehr, dass Queerness bei AFS aktiv unterstützt wird und es ein Safer Space ist. Auch der diesjährige Fokus auf das Thema Vielfalt auf der BAM!, der nationalen Bildungsveranstaltung von AFS, hat mir genau dieses Gefühl vermittelt. 

Jetzt bin ich in der Abteilung New Business Development, was genau der richtige Platz für mich ist, um all meine Erfahrungen, aber auch meine Kreativität und Perspektiven einzubringen. In meinem Arbeitsbereich finde ich es außerdem sehr schön, meine Queerness durch den Rückhalt von AFS offen zeigen zu können, da ich oft Kontakt mit externen Partner*innen habe und so diesen auch nochmal mehr signalisieren kann, wofür AFS steht: nämlich für eine vielfältige, bunte und akzeptierende Welt.

Derzeit gibt es einige Angebote für AFS-Hauptamtliche, jedoch kaum verankerte in der Organisationsstruktur. Da sehe ich noch viel Luft nach oben, erlebe aber auch, dass viel Offenheit vorhanden ist und alle gerne darüber in Gespräch kommen, wie wir AFS zu einem noch sichereren Safer Space machen können. Wenn ich träumen darf, dann wünsche ich mir, dass wir nächstes Jahr eine*n Vielfaltsbeauftragte*n im Hauptamt haben, welche*r auf allen Ebenen mitdenken und mitarbeiten kann und so AFS zu einem noch bunteren Ort machen kann.


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