USA 2013/14 | Schulprogramm, PPP
Ich bin die 17-jährige Eva und verbrachte mit dem PPP-Stipendium 2013-2014 in den USA (bin erst vor 6 Wochen nach Hause gekommen).
Während meiner letzten Vorbereitungswochenenden überkamen mich Gedanken, ob ich meine Homosexualität nicht irgendwem von AFS mitteilen müsste. Es könnte hiermit ja möglicherweise zu Konflikten mit der Gastfamilie etc. kommen und ich wollte nicht, dass man mir etwas vorhält á la „Hättest du mal früher was gesagt!“ Also entschied ich mich, dies AFS in Hamburg mitzuteilen. Die wussten am Anfang gar nicht, wieso ich das überhaupt als „Problem“ sehe. Wir leben ja schließlich im 21. Jahrhundert – und die USA sind schließlich nicht Russland! Ich erklärte, dass meine deutschen Eltern hier selbst nicht die offensten Menschen der Welt dem Thema gegenüber sind und dass ich so eine erneute „Gastfamiliensituation“ eben gerne vermeiden möchte. Sie verstanden, telefonierten sofort mit den USA, um sich einen „Schlachtplan“ zu überlegen, und riefen zurück. „Ist es okay, wenn wir es bei dir in deinen Unterlagen für die Gastfamilie gleich oben bei ‚Wichtige Infos‘, was die Familie und Koordinatoren als Erstes sehen, mit vermerken? So wissen wir dann sicher, dass die Beteiligten kein Problem damit haben.“ 10 Minuten später kam ein erneuter Anruf: „Oder könntest du dir auch vorstellen, in einer gleichgeschlechtlichen Familie zu leben? Vielleicht hilft das deiner deutschen Familie ja auch, das Ganze für die Zukunft etwas gelassener zu sehen??“ Ich stimmte dem Vorschlag, ohne mit der Wimper zu zucken, zu!
Meine Familie war am Ende eine „traditionelle“, die dem Thema gegenüber total offen war und bereits bei meiner Ankunft Bescheid wusste; sich aber erst mit mir darüber unterhielt, als ich es ansprach. Ich lebte im Bundesstaat Oregon direkt an der Küste, in einer demokratisch/republikanisch-gemischten, kleinen Bauernstadt. In der Schule war alles super! Lehrer und Schülerschaft hatten keine LGBT-Abneigungen. (Wobei ich äußerlich wohl auch nicht dem typischen Stereotyp entspreche.) Ich wurde direkt super integriert und hatte tatsächlich viele Freunde, die schwul und lesbisch waren. Und in meinem AFS Bezirk teilte man mir, als ich die Gastfamilie wechselte (Lifestyle Unterschiede waren zu krass verschieden!), sogar mit, dass mich eigentlich zwei Frauen mit drei Töchtern, eine sehr aktive und sportliche Familie, aufgenommen hätten, diese dann aber kurz vor meiner Anreise nach Seattle gezogen sind und sich deshalb meine erste Gastfamilie bereit erklärt hatte, mich aufzunehmen.
AFS ist in Sachen Queertauschen wirklich top! Ich hätte mir keine offenere und hilfsbereitere Orga vorstellen können.
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