Daniel & Philipp

mehrfache Gastfamilie | Schulprogramm

Mit mittlerweile drei Kindern haben wir uns ein Bild von uns selbst als Väter gemacht – da wir keine „eigenen“ Kinder haben, war die Entscheidung, jemanden aufzunehmen, mit viel Aufregung und Nervosität verbunden. Wie sehen wir uns selbst, als Paar und individuell, in der Rolle des Vaters? Das sind wohl Gedanken, die recht universell sind.

Unser Sohn Eric ist selbst schwul, kam bereits geoutet aus der US-amerikanischen Provinz zu uns. Für ihn war es, schien uns, sehr schön, in einem Umfeld zu leben, in dem er seine queere Identität nicht rechtfertigen oder erklären muss. Unsere Töchter haben aus dem Umstand unseres Geschlechts kein Thema gemacht, viel relevanter – und die größere Umstellung – war, dass sie Einzelkinder bei uns waren.

Die größere mentale Umstellung hat, so wie wir das verstanden haben, bei den leiblichen Eltern stattgefunden. Es ist ja leider immer noch so, dass ein Placement bei gleichgeschlechtlichen bzw. queeren Familien einer ausdrücklichen Erlaubnis bedarf, und zwar egal, aus welchem kulturellen und legalen Kontext die Kinder kommen. Wir können sehr gut verstehen, dass man Kinder aus zum Beispiel Malaysia nicht einfach in Regenbogenfamilien placen kann, aber wenn die Kinder aus Ländern kommen, in denen queere Identitäten weder rechtlich noch kulturell/gesellschaftlich verfolgt werden (von Einzelfällen abgesehen), scheint uns das eine mittlerweile überflüssige Hürde zu sein. Hier wird der Fokus auf einen Aspekt gelegt, der im familiären Alltag wenig Rolle spielt (keine Geschwister zu haben, ist für das tägliche Zusammenleben viel relevanter).

Wir sind zu allen Elternvorbereitungen gegangen; vor diesen Treffen waren wir immer recht angespannt, wie die anderen Gasteltern auf uns reagieren würden. Ein schwules Väterpaar ist nach wie vor keine alltägliche Sache. Und jedes Mal waren wir sehr erleichtert und wirklich erfreut, weil es überhaupt kein Thema war (interessanter waren die Jobs, die Unterbringung der Kinder, die Schule – worüber sich Eltern halt so unterhalten). Seitens AFS selbst haben wir keinerlei Einschränkungen erfahren, weder bewusst noch unbewusst. Es gab zwar auch keine spezielle Vorbereitung oder etwas in der Art, was aber daran liegt, dass zumindest im Kontext von AFS Österreich die (sexuelle) Identität überhaupt keine Rolle spielt, wenn es um die Eignung als Gastfamilie, Freiwillige, Hauptamtliche etc. geht. Das ist sehr angenehm (bedeutet aber auch, dass keine spezielle Vernetzung stattfindet – aber wozu auch; man muss nichts durchsetzen, sondern ist absolut gleichberechtigt).

Auch in der Schule war das kein Problem oder Thema, was auch daran liegen mag, dass der Bezirk, in dem wir wohnen, und der angrenzende Bezirk, in dem unsere Kinder ihre Schulen (wir haben zwei Schulen probiert) besucht haben, sehr aufgeschlossen sind. Es gibt in Wien deutlich konservativere Gegenden als unsere.

Wir sprechen von den Dreien als unseren Kindern und wir sehen uns als große Familie. Und insgesamt war es für uns (und, soweit wir wissen, auch für unsere Kinder) nie ein wichtiges Thema, dass wir eine Regenbogenfamilie sind.


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